ovidi

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[Ovidi]

[Die große Flut] 

 

Dixit, et e curru
[Sprach's und herab]

Proelia cum Parthis 
[Parthern begegne mit Krieg]

 

 
     
  Dixit, et e curru, ne tigres illa timeret,
Desilit; inposito cessit harena pede:
Implicitamque sinu (neque enim pugnare valebat)
Abstulit; in facili est omnia posse deo.
Pars 'Hymenaee' canunt, pars clamant 'Euhion, euhoe!'
Sic coeunt sacro nupta deusque toro.
Ergo ubi contigerint positi tibi munera Bacchi,
Atque erit in socii femina parte tori,
Nycteliumque patrem nocturnaque sacra precare,
Ne iubeant capiti vina nocere tuo.
Hic tibi multa licet sermone latentia tecto
Dicere, quae dici sentiat illa sibi:
Blanditiasque leves tenui perscribere vino,
Ut dominam in mensa se legat illa tuam:
Atque oculos oculis spectare fatentibus ignem:
Saepe tacens vocem verbaque vultus habet.
Fac primus rapias illius tacta labellis
Pocula, quaque bibet parte puella, bibas:
Et quemcumque cibum digitis libaverit illa,
Tu pete, dumque petis, sit tibi tacta manus.
Sint etiam tua vota, viro placuisse puellae:
Utilior vobis factus amicus erit.
Huic, si sorte bibes, sortem concede priorem:
Huic detur capiti missa corona tuo.
Sive erit inferior, seu par, prior omnia sumat:
Nec dubites illi verba secunda loqui.
Tuta frequensque via est, per amici fallere nomen:
Tuta frequensque licet sit via, crimen habet.
Inde procurator nimium quoque multa procurat,
Et sibi mandatis plura videnda putat.

Δ

[Sprach's, und herab von dem Wagen, damit sie die Tiger nicht fürchte,
Sprang er - und unter dem Fuß wich da der Sand gleich zurück
Drückte sie an seine Brust - sich zu wehren fehlte die Kraft ihr -
Und trug sie fort. Leicht vermag alles ein Gott, was er will.
Ein Teil singt: »Hymenaee«, ein Teil schreit: »Euhion, euhoe.,~
Und auf dem heiligen Bett eint sich der Gott mit der Braut.
Also, sobald nun die Gaben des Bacchus vor dir auf dem Tisch stehn,
Und wenn sich dann eine Frau zu dir aufs Sofa gesellt,
Bete zum Vater der Nacht und zu seinen nächtlichen Weihen,
Sie mögen heut deinem Kopf schaden nicht lassen den Wein.
Hier darfst du vieles verhüllt zu ihr mit heimlichen Worten
Sagen, wovon sie sogleich merkt, daß zu ihr du es sagst,
Darfst leichte Schmeicheleien mit klarem Wein niederschreiben,
Daß auf dem Tische sie liest, daß deine Herrin sie ist,
Darfst in die Augen ihr schauen mit Augen, worin deine Glut sich
Zeigt, denn ein schweigender Blick hat oftmals Stimme und Wort.
Reiße als erster den Becher an dich, nachdem mit den Lippen
Sie ihn berührt hat, und trink da, wo das Mädchen auch trinkt.
Und von jeder Speise, von der sie sich grad mit den Fingern
Nahm, nimm auch du, und dabei sollst du die Hand ihr berührn.
Auch sei dein Wunsch, daß der Mann des Mädchens sympathisch dich findet.
Nützlicher wird er euch sein, wenn du zum Freund ihn gewinnst.
Kommst du durchs Los an die Reihe zu trinken, laß ihm dann den Vortritt;
Ihm sei gegeben der Kranz, den für dein Haupt man bestimmt.
Ob er nun unter dir oder dir gleich steht - von allem nehm' er erst;
Lasse zuerst immer ihm ohne Bedenken das Wort.
Sicher ist's und beliebt, durch den Namen der Freundschaft zu täuschen;
Sicher mag's sein und beliebt, aber verwerflich ist's doch.
Daher verwaltet auch oft ein Verwalter zu viel, in der Meinung,
Mehr noch müsse er sehn, als ihm sein Auftrag befiehlt.]

Δ 

proelia cum Parthis, cum culta pax sit amica,
et iocus et causas quicquid amoris habet.
si nec blanda satis, nec erit tibi comis amanti,
perfer et obdura: postmodo mitis erit.
flectitur obsequio curuatus ab arbore ramus:
frangis, si uires experiare tuas.
obsequio tranantur aquae: nec uincere possis
flumina, si contra quam rapit unda nates.
obsequium tigresque domat Numidasque leones;
rustica paulatim taurus aratra subit.
quid fuit asperius Nonacrina Atalanta?
subcubuit meritis trux tamen illa uiri.
saepe suos casus nec mitia facta puellae
flesse sub arboribus Milaniona ferunt;
saepe tulit iusso fallacia retia collo,
saepe fera toruos cuspide fixit apros.
sensit et Hylaei contentum saucius arcum;
sed tamen hoc arcu notior alter erat.
non te Maenalias armatum scandere siluas
nec iubeo collo retia ferre tuo,
pectora nec missis iubeo praebere sagittis;
artis erunt cauto mollia iussa meae.
cede repugnanti: cedendo uictor abibis;
fac modo, quas partes illa iubebit, agas.
arguet, arguito; quicquid probat illa, probato;
quod dicet, dicas; quod negat illa, neges.
riserit, adride; si flebit, flere memento;
imponat leges uultibus illa tuis.

Δ 

[Parthern begegne mit Krieg, der gepflegten Geliebten mit Frieden;
Treibe auch Scherz, und was sonst in uns die Liebe erweckt.
Ist sie nicht zärtlich genug, nicht freundlich zu dir, dem Verliebten,
Sei nur geduldig und hart; später wird sanft sie dann sein,
Krumm wird am Baume der Zweig, wenn mit Nachgiebigkeit man ihn
Prüfst deine Kraft du an ihm, brichst du ihn sicher entzwei. [umbiegt;
Nachgiebigkeit hilft allein beim Durchschwimmeri von Flüssen, doch schwimm
Gegen den reißenden Strom, niemals bezwingst du ihn dann. [du
Nachgiebigkeit zähmt Tiger und zähmt numidische Löwen;
Langsam nur fügt sich der Stier unter den ländlichen Pflug.
Was gab es Schrofferes als die aus Nonacris kam, Atalante?
Selbst diese Spröde erlag doch den Verdiensten des Manns.
Oft hat Milanion, heißt es, die grausamen Taten des Mädchens
Und das Geschick, das ihn traf, unter den Bäumen beweint.
Oft trug, weil sie es befahl, sein Nacken die tückischen Netze,
Oft hat sein grausamer Spieß grimmige Eber durchbohrt.
Und er spürte verwundet den Bogen, gespannt von Hylaeus;
Mehr als den Bogen jedoch fühlte den anderen er.
Ich gebiete dir nicht, daß bewaffnet maenalische Wälder
Du nun ersteigst und ein Netz schleppst auf dem Nacken umher;
Auch will ich nicht, daß die Brust nackt und bloß du Pfeilschüssen hinstreckst
Umsichtig ist meine Kunst, ihre Gebote sind sanft.
Wenn sie sich sträubt, gib ihr nach, denn Nachgeben führt dich zum Siege~
Führe die Rollen nur aus, die sie zu spielen dich heißt.
Tadelt Sie, tadle du auch, und lobt sie, lobe du gleichfalls;
Sage, was sie sagt, auch du; leugne, was sie leugnet, auch.
Lächelt sie, lächle zurück; wenn sie weint, vergiß nicht zu weinen.
Richte nach ihrem Gesetz immer dein Mienenspiel aus.]

Δ 

Die große Flut 

Und schon hatten das Meer und die Erde keinen Unterschied. Alles war Meer, auch fehlten Küsten dem Meer. Dieser besetzte den Hügel, ein anderer sitzt im gekrümmten Boot und rudert dort, wo er neulich geackert hatte. Jener segelte über den Feldern oder über die Giebel der versunkenen Häuser, dieser fängt einen Fisch im Wipfel einer Ulme. Der Anker bohrt sich in die grüne Wiese, wie es der Zufall mit sich bringt, oder es streifen die bauchigen Schiffe die darunterliegenden Weingärten. Und eben noch da wo schmächtige Ziegen das Gras rupften, lagerten nun dort unförmige Seehunde ihre Körper ab. Die Nereiden bewundern unter Wasser den Wald, die Städte und die Häuser, und die Delphine bewohnten die Wälder und sie stießen auf hohe Zweige und sie schlugen sich an angetriebenen Eichen. Der Wolf schwimmt zwischen den Schafen, die Wellen treiben die rotgelben Löwen und die Tiger fort, und es nützen weder die Kräfte der Hauer dem Eber, noch die schnellen Unterschenkel dem fortgerissenen Hirsch. Der umherirrende Vogel stürzt mit ermatteten Flügeln ins Meer, nachdem er lange Land gesucht hatte, wo er sich niederlassen könnte. Die ungeheure Macht des Meeres hatte die Hügel versenkt, und neue Fluten schlugen an die Gipfel der Berge. Der größte Teil der Lebewesen wurde von der Welle dahingerafft und jene, die das Wasser verschonte, vernichtete der lange Hunger durch Nahrungsmangel.

  Δ

 

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