Brecht

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[Betolt Brecht]

 


Epitaph


ǀ Epitafio ǀ

ǀ Epitaph für M ǀ
ǀ Epitafi per a M ǀ

ǀ Epitáfio ǀ

 

Gesang des Soldaten der roten Armee

Die Hoffenden

Tierverse

Ach, wie  war es lustig in Uganda

Gedenktafel für 12 Weltmeister

 

ǀ Canción de la rueda hidráulicaǀ

 

 

 

 

Epitaph

Den Tigern entrann ich
Die Wanzen nährte ich
Aufgefressen wurde ich
Von den Mittelmäßigkeiten.

 

 

Δ

 

 

Epitafio

Escapé de los tigres
alimenté a las chinches
comido vivo fui
por las mediocridades.

[Bertolt Brecht, Más de cien poemas. Traducció de Vicente Forés, Jesús Munárriz i Jenaro Talens. Hiperión. Madrid]

 

 

Δ

 

 

Epitaph für M.

 
Den Haien entrann ich
Die Tiger erlegte ich
Aufgefressen wurde ich
Von den Wanzen.
 
 [Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
Δ
 
 
Epitafi per a M.
 
Em vaig escapolir dels taurons
vaig matar els tigres
vaig ser devorat
per les xinxes.
 
[Traducció de Joan Navarro]
 
 
Δ
 
 

Epitáfio

 

Escapei aos tigres

Nutri os percevejos

Fui devorado

Pela mediocridade.

 

[Trad. Haroldo de Campos]

 

 

Δ

 

 
Canción de la rueda hidráulica
 
1
 
Los poemas épicos nos dan noticia
de los grandes de este mundo:
suben como astros,
como astros caen.
Resulta consolador y conviene saberlo.
Pero para nosotros, los que tenemos que alimentarlos,
siempre ha sido, ay, más o menos igual.
Suben y bajan, pero ¿a costa de quién?
 
          Sigue la rueda girando.
          Lo que hoy está arriba no seguirá siempre arriba.
          Mas para el agua de abajo, ay, esto sólo significa
          que hay que seguir empujando la rueda.
 
2
 
Tuvimos muchos señores,
tuvimos hienas y tigres,
tuvimos águilas y cerdos.
Y a todos los alimentamos.
 
Mejores o peores, era lo mismo:
la bota que nos pisa es siempre una bota.
Ya comprendéis lo que quiero decir:
no cambiar de señores, sino no tener ninguno.
 
          Sigue la rueda girando.
          Lo que hoy está arriba no seguirá siempre arriba.
          Mas para el agua de abajo, ay, esto sólo significa
          que hay que seguir empujando la rueda.
 
3
 
Se embisten brutalmente,
pelean por el botín.
Los demás, para ellos, son tipos avariciosos
y a sí mismos se consideran buena gente.
Sin cesar los vemos enfurecerse
y combatirse entre sí. Tan sólo
cuando ya no queremos seguir alimentándolos
se ponen de pronto de acuerdo.
   
          Ya no sigue la rueda girando,
          y se acaba la farsa divertida
          cuando el agua, por fin, libre su fuerza,
          se entrega a trabajar para ella sola.
 
 
[Poemas y canciones. Versió de Jesús López Pacheco sobre la traducció 
directa de l'alemany de Vicente Romano. Alianza editorial]
 
 
Δ
 
 
Gesang des Soldaten der roten Armee
 
1
 
Weil unser Land zerfressen ist
Mit einer matten Sonne drin
Spie es uns ausd in dunkle Straßen
Und frierende Chausseen hin.
 
2
 
Schneewasser wusch in Frühjahr die Armee
Sie ist des roten Sommers Kind!
Schon im Oktober fiel auf sie dre Schnee
Ihr Herz zerfror im Januarwind.
 
3
 
In diesem Jahren fiel das Wort Freiheit
Aus Mündern, drinnen Eis zerbrach.
Un viele sah man mit Tigergebissen
Ziehend der roten, unmenschlichen Fahne nach.
 
4
 
Oft abends, wenn im Hafer rot
Der Mond schwamm, vor dem Schlaf am Gaul
Redeten sie von kommendem Zeiten
Bis sie einschliefen, denn der Marsch macht faul.
 
5
 
Im Regen und im dunklen Winde
War Schlaf uns schön auf hartem Stein.
Der Regen wusch die schmutzigen Augen
Von Schmutz und vielen Sünden rein.
 
6
 
Oft wurde nachts der Himmel rot
Sie hielten's für das Rot der Früh.
Dann war es Brand, doch auch das Frührot kam
Die Freiheit, Kinder, die kam nie.
 
7
 
Und drum: wo immer sie auch warn
Das ist die Hölle, sagten sie.
Die Zeit verging. Die letzte Hölle
War doch die allerletzte Hölle nie.
 
8
 
Sehr viele Höllen kamen noch.
Die Freiheit, Kinder, die kam nie.
Die Zeit vergeht. Doch kämem jetzt die Himmel
Die Himmel wären ohne sie.
 
9
 
Wenn unser Leib zerfressen ist
Mit einem matten Herzen drin
Speit die Armee einst unser Haut und Knochen
In kalte flache Löcher hin.
 
10
 
Un mit dem Leib, vor Regen hart
Und mit dem Herz, versehrt von Eis
Un mit den blutbefleckten leeren Händen
So kommen wir grinsend in euer Pareideis.
 
[Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
Δ
 
 
Die Hoffenden
 
Worauf wartet ihr?
Daß die Tauben mit sich reden lassen
Und daß die Unersättlichen
Euch etwas abgeben!
Die Wölfe werden euch nähren statt euch zu verschlingen!
Aus Freundlichkeit
Werden die Tiger euch einladen
Ihnen die Zähnen zu ziehen!
Darauf wartet ihr!
 
[Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
 
Δ
 
 
Tierverse
 
Es war einmal ein Adler
Der hatte viele Tadler
Die machten ihn herunter
Und haben ihn verdächtigt
Er könnte nicht schwimmen im Teich.
Da versuchte er es sogleich
Und ging natürlich unter.
(Der Tadel war also berechtigt.)
 
Es war einmal ein Rabe
Ein schlauer alter Knabe
Dem sagte ein Kanari, der
In seinem Käfig sang: Schau her
Von Kunst
Hast du keinen Dunst.
Der Rabe sagte ärgerlich:
Wenn du nicht singen könntest
Wärst du so frei wie ich.
 
Es war einmal ein Igel
Der fiel in einen Tiegel
Mit ranzigem Salatöl und
Das hat die Stachleln aufgeweicht
Da trat er in den Völkerbund.
Von einem blinden Tiger
Wurd er dann dort herumgereicht
Als ein bekehrter Krieger.
 
Es war einmal eine Kellerassel
Die geriet in ein Schlamassel
Der Keller, in dem sie asselte
Brach eines schönen Tages ein
So daß das ganze Haus aus Stein
Ihr auf das Köpfchen prasselte.
Sie soll religiös geworden sein.
 
Es war einmal ein Hund
Der hatte einen zu kleinen Mund
Da konnte er nicht viel fressen
Da freute sein Herr sich dessen
Er sagte: Dieser Hund
Ist ein guter Fund.
 
Es war einmal ein Schwein
Das hatte nur ein Bein.
Einmal war es in Eil
Da rutschte es auf dem Hinterteil
Ins Veilchenbeet hinein:
Es war ein rechtes Schwein.
 
Es war einmal ein Huhn
Das hatte nichts zu tun.
Es gähnte alle an.
Doch als es so den Mund aufriß
Da sagte ein Hund: Je nun
Du hast ja keinen einzigen Zahn!
Da ging das Huhn zum Zahnarzt
Und kaufte sich ein Gebiß.
Jetzt kann es ruhig gähnen
Mit seinen neuen Zähnen!
 
Es war einmal ein Kamel
Das sah in Posemuckel
Einen Mann mit einem Buckel
Es blickte auf ihn scheel
Und sagte: Nebenbei
Ich habe zwei.
 
Es war einmal ein Pferd
Das war nicht sehr viel wert
Für das Rennen war es zu dumm
Vor den Wagen gespannt, fiel es um
Da wurde es Politiker
Es ist jetzt hoch geehrt.
 
Es war einmal ein Elefant
Der hatte keinen Verstand
Drum schleppte er einmal auf Befehl
Zwanzig Bäume statt zwei
Und brach ein Bein dabei.
Ein Dummkopf, meiner Seel!
 
Es war einmal ein Maus
Die war einmal nicht zu Haus
Da fischte des Königs Koch
Eine Nuß aus ihrem Loch
Er fischte sie heraus
Und machte für das Schloßpersonal
Ein Mittagessen draus.
 
Es war einmal ein Aal
Der meinte, er sei aus Stahl
Er ging in vollem Frieden
Stracks in ein Waffernarsenal
Und bat, man sollte fürs Vaterland
Einen Ehrendolch aus ihm schmieden.
Es heißt, daß er's nicht überstand.
 
Es war einmal eine Ziege
Die sagte: An meiner Wiege
Sang man mir, ein starker Mann
Wird kommen und mich frein.
Der Ochse sah sie komisch an
Und sagte zu dem Schwein:
Das wird der Metzger sein.
 
Es war einmal eine Brillenschlange
Die tat Dienst als Fahnenstange
Stach sie den Fahnenträger dann
Gab er sie einem anderen Mann
Und starb fürs Vaterland als Held.
Die Brillenschlange sagte: So
Die Fahnenstange steht, wenn der Mann auch fällt!
(Es klang sehr hoffnungsfroh!)
 
 [Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
Δ
 
 
Gedenktafel für 12 Weltmeister
 
Dies ist die Geschichte der Weltmeister im Mittelgewicht
Ihrer Kämpfe und Laufbahnen
Vom Jahre 1891
Bis heute.
 
Ich beginne die Serie im Jahre 1891-
Der Zeit rohen Schlagens
Wo die Boxkämpfe noch über 56 und 70 Runden gingen
Und einzig beendet wurden durch den Niederschlag -
Mit BOB FITZSIMMONS, dem Vater der Boxtechnik
Inhaber der Weltmeisterschaft im Mittelgewicht
Und im Schwergewicht (durch seinem am 17. März 1897
                              erfochtenen Sieg über Jim Corbett).
34 Jahre seines Lebens im Ring, nur sechsmal geshlagen
So sehr gefürchtet, daß er das ganze Jahr 1889
Ohne Gegner war. Erst im Jahre 1914
Im Alter von 51 Jahren absolvierte er
Seine beiden letzten Kämpfe:
Ein Mann ohne Alter.
1905 verlor Bob Fitzsimmons seinen Titel an
 
Jack O'Brien gennant PHILADELPHIA JACK.
Jack O'Brien begann seine Boxerlaufbahn
Im Alter con 18 Jahren
Er bestritt über 200 Kämpfe. Niemals
Fragte Philadelphia Jack nach der Börse.
Er ging aus von dem Standpunkt
Daß man lernt durch Kämpfe
Und er siegte, so lange er lernte.
 
Jack O'Brien Nachfolger war
STNLEY KETCHEL
Berühmt durch vier wahre Schlachten
Gegen Billie Papke
Und als rauhster Kämpfer aller Zeiten
Hinterrücks erschossen mit 23 Jahren
An einem lachenden Herbsttage
Vor seiner Farm sitzend
Unbesiegt.
 
Ich setze meine Serie fort mit
BILLIE PAPKE
Dem ersten Genie des Infighting.
Damals wurde zum esrten Male gehört
Der Name: Menschliche Kampfmaschine.
Im Jahre 1913 zu Praxis
Wurde er geschlagen 
Durch einen größeren in der Kunst des Infighting:
Frank Klaus.
 
FRANK KLAUS, sein Nachfolger, traf sich
Mit den berühmten Mittelgewichten seiner Zeit
Jim Gardener, Billie Berger
Willie Lewis und Jack Dillon
Und Georges Carpentier war gegen ihn schwach wie ein Kind.

Ihn schlug GEORGE CHIP
Der unbekannte Mann aus Oklahoma
Der nie sonst Taten
von Bedeutung vollbrachte
Und ges
chlagen wurde von

AL MACCOY, dem s
chlechtesten aller Mittelgewirchtsmeister
Der weiter ni
chts konnte als einstecken
Und seiner Würde entkleidet wurde
von

MIKE O'DOWD
Dem Mann mit dem eisernen Kinn
Ges
chlagen von

JOHNNY WILSON
Der 48 M
änner k. o. schlug
Und selber k. o. ges
chlagen wurde von

HARRY GREBB, der mens
chlichen Windmühle
Dem zu
verlässigsten aller Boxer
Der keinen Kampf auss
chlug
Und jeden bis zu Ende k
ämpfte
Und wenn er
verloren hatte, sagte:
l
ch habe verloren.
Der den M
ännertöter Dempsey
Den
Tigerjack., den Manassamauler
Verrü
ckt  machte, daß er beim Training
Seine Hands
chuhe wegwarf
Das "Phantom, das ni
cht stillstehen konnte"
Ges
chlagen 1926 nach Punkten von

TIGER FLOWERS, dem Neger und
Pfarrer
Der nie k. o. ging.

Nam ihm war Weltmeister im Mittelgewi
cht
Der Na
chfolger des boxenden Pfarrers
MICKEY WALKER, der den mutigsten Boxer Europas
Den S
chotten Tommy Milligan
Am 30. Juni 1927 zu London in 3
0 Minuten
In Stüc
ke schlug.

Bob Fitzsimmons -
Jac
k O'Brien
Stanley Ket
chel
Billie Papke
Frank Klaus
George Chip
Al MacCoy
Mike O'Dowd
Johnny Wilson
Harry Grebb
1íger Flowers
Mic
key Walker
Dies sind die Namen van 12 M
ännern
Die auf ihrem Gebiet die besten ihrer Zeit waren
Festgestellt dur
ch harten Kampf
Unter Beoba
chtung der Spielregeln
Vor den Augen der Welt.

 

[Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
Δ
 
 

Ach, wie  war es lustig in Uganda

Ach, wie  war es lustig in Uganda
Sieben Cent für'nen Stuhl auf der Veranda
Ach, das Pokerspiel mit diesem alten Tiger
Ach, wir spielten noch einmal so gut
Setzten wir die Haut von Papa Krüger
Setzte er nur seinen alten Hut.
     Oh, wie schien der Mond so friedlich in Uganda!
     Wir saßen noch am Morgen dort
     Die Luft strich kühl
     Der Zug ging fort.
     Nicht jeder hatt' an Geld so viel
     Für ein kleines Pokerspiel
     Mit 'nem Tiger in Zivil
     (Sieben Cent für 'nen Stuhl auf der Veranda)
.

 [Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp. Frankfurt am Main 2002]
 
 
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